Einführung von KI ohne klaren Anwendungsbedarf? Geht gar nicht, sagt der GF der Digitalagentur shetani , Lars Heidemann, und mahnt: „Es geht nicht um die Frage: ‚Was kann die KI für uns tun?‘, sondern um die Frage: ‚Bei welchen Aufgaben soll die KI uns unterstützen?‘“
KMU + KI: Wettbewerbsvorteil von 2-3 Jahren
Bei einem Vortrag im ITC Impuls Trainingscenter in Köln – Motto: „Künstliche Intelligenz transformiert die Industrie, wie gelingt das in der Praxis?“ – zeigte Heidemann sich zuversichtlich, dass sich gerade kleinere Unternehmen auch jetzt noch – Stand Ende 2025 – einen Wettbewerbsvorteil von zwei bis drei Jahren erarbeiten könnten, wenn sie fortan auf die Arbeit mit KI setzten.
Gleichzeitig mahnte der Digitalisierungsexperte, nicht einfach draufloszurennen, sondern sich gezielt mit den Möglichkeiten von KI für den eigenen Betrieb auseinanderzusetzen: „KI ist ein wunderbares Hilfsmittel, wenn man weiß, es richtig anzuwenden“, weiß Heidemann. Die nackten Zahlen zeigten jedoch, dass es daran in der Praxis oft noch hake: „70% aller KI-Projekte scheitern in der Pilotphase“, so Heidemann, „und 95% der KI-Implementierungen scheitern, weil Unternehmen es allein versuchen, also ohne externe, respektive professionelle Hilfe.“
Typische Stolpersteine
Doch professionelle Unterstützung allein ist noch lange kein Garant für das Gelingen, weiß der shetani-Chef aus langjähriger Erfahrung. Damit Unternehmen ein KI-System erfolgreich implementieren können, sollten sie diverse Hürden im Blick behalten. Aus seiner Praxis kennt er folgende typischen Stolpersteine:
- Fangen Sie unbedingt mit kleinen Projekten an! Motto: „learning by doing“!
- Wählen Sie einen problemzentrierten Ansatz als Startpunkt und suchen sich dann eine passende KI! Denn: Das Problem definiert die Technologie, nicht umgekehrt. Der Schlüssel zum Erfolg lautet: Use Case first! Also erst einen Anwendungsfall auswählen, dann die dazu passende KI-Anwendung!
- Oft werden die Datenanforderungen unterschätzt. Die Daten müssen strukturiert und standardisiert abgelegt werden. Vernünftige Daten zu haben ist 80% des Jobs.
- Ohne aktives Change-Management muss ich KI gar nicht erst einführen, denn es geht um Wandel, und der muss begleitet werden.
- Vorsicht bei zu hohen Erwartungen an den Return on Invest: Das geht nicht so schnell wie manche hoffen. Der Prototyp und die Integration/Implementierung sind zwei Paar Schuhe.
- Vorsicht vor Silodenken! Wichtig ist der Austausch verschiedener Abteilungen miteinander. Denkbar wäre es zum Beispiel, die IT als Ermöglicher für alle beteiligten Abteilungen und deren Austausch mit allen zu machen.
- Large Language Modelle wie ChatGPT können das Dokumentenmanagement in einem Unternehmen übernehmen. Aber Vorsicht bezüglich des EU AIAct. Wer nicht sorgsam mit kritischen Daten umgeht, dem drohen empfindliche Strafen. Wichtig ist daher eine digitale Souveränität, idealerweise durch die Arbeit mit einer KI, die nicht aus den USA kommt. Und Achtung vor „Vendor Lock-in“. Der Begriff steht für einen Effekt, bei dem ein Kunde eines genutzten Produktes oder einer Dienstleistung daran gehindert wird, den Anbieter zu wechseln. In der Vergangenheit gab es dazu Beispiele mit Microsoft.
- Startpunkt sollte immer die Kompetenzvermittlung an alle beteiligten Mitarbeiter sein.
- Für die Ideengenerierung gilt: Bottom-up statt Top-down.
Wer mehr erfahren möchte: Lars Heidemann steht bereit für eine kostenlose Erstberatung – lars.heidemann@shetani.de
Foto: Anke Pedersen